REZENSIONEN
Luxemburger Wort, Luxemburg, International,
Samstag 14. Mai 2005
Redaktioneller Teil Außenpolitik
Das politische Buch
Libanon – warum es geschah
Insiderbericht einer Europäerin
„Libanon – wie konnte das passieren? Dieser Frage, von der sie behauptet, dass auch Millionen anderer sich damit beschäftigen, ging die Autorin und ehemalige Radiokorrespondentin Sigrid von Broich nach. Als enge Vertraute der Dschumblat-Familie erzählt sie aus der Perspektive einer Zeitzeugin die traurige Entwicklung eines einst wohlhabenden Landes bis zu seinem Zerfall. Und in der Tat ist die Geschichte des Libanons im 20. Jahrhundert eine äußerst spannende und fesselnde Lektüre, die von Macht, Einflussnahme und Bruderkriegen der vielen Glaubensgemeinschaften spricht.
Was anfängt wie ein spannender Krimi, entpuppt sich schnell als Erzählung einer Zeitzeugin über ein Land, von dem man früher sagte „die Schweiz des Mittleren Ostens“. Obwohl die Autorin historische Abläufe mit einer Fülle von Insiderwissen schmückt, vermittelt das Buch dem Leser nicht nur den Eindruck, Geschichte aufarbeiten zu wollen, sondern liefert ihm zusätzliches Hintergrundwissen, um aktuelle politische Entwicklungen im Nahen Osten besser einordnen zu können. Denn die Machtkämpfe der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften, die zum großen Teil auf Kosten des Libanons ausgefochten wurden, sind auch die heute noch andauernden Rivalitäten in dieser Region. Wer weiß heute noch, dass der verstorbene Top-Terrorist und spätere Friedensnobelpreisträger und Staatschef Jassir Arafat einer Familie angehörte, die „seit Generationen der politischen Elite angehörte, ohne die in Palästina nichts lief“?
Die Autorin hat selbst einen Teil ihres Lebens im Zedernland verbracht und konnte viele einflussreiche Familien kennen lernen. Weniger überraschend liest der Leser dann zwischen den Zeilen eine Faszination für die Kultur und erkennt die Liebe, die sie mit dem Land verbindet.
(chl)
Luxemburger Wort, Luxemburg, International,
Freitag 28. Juli 2006
Redaktioneller Teil Außenpolitik
Das politische Buch
Libanon – warum es geschah
Insiderbericht einer Europäerin
„Libanon – wie konnte das passieren?“ ist der markante Titel des Buches von Sigrid von Broich, das vergangenes Jahr erschienen ist und an brisanter Aktualität aufgrund der derzeitigen kriegerischen Auseinandersetzung zwischen der Hisbollah in Libanon und Israel nichts verloren hat. Die Autorin und ehemalige Radiokorrespondentin erzählt als enge Vertraute der Dschumblat-Familie aus der Perspektive einer Zeitzeugin die traurige Entwicklung eines einst wohlhabenden Landes bis zu seinem Zerfall.
In der Tat ist die Geschichte des Zedernlandes im 20. Jahrhundert eine äußerst spannende und fesselnde Lektüre, die von Macht, Einflussnahme und Bruderkriegen der vielen Glaubensgemeinschaften spricht. Zudem widmet von Broich ein Kapitel über die Schiiten im Libanon, die Verlagerung ihrer Bedeutung, die Vorgeschichte der „Hisbollah“ und ihre Verknüpfungen mit dem Irak und dem Iran: Eine Geschichte, die aktueller nicht sein kann.
Was anfängt wie ein spannender Krimi, entpuppt sich schnell als Erzählung einer Zeitzeugin über ein Land, dem man früher nachsagte, „die Schweiz des Mittleren Ostens“ zu sein. Obwohl die Autorin historische Abläufe mit einer Fülle von Insiderwissen schmückt, vermittelt das Buch dem Leser nicht nur den Eindruck, Geschichte aufarbeiten zu wollen, sondern liefert ihm zusätzliches Hintergrundwissen, um aktuelle politische Entwicklungen im Nahen Osten besser einordnen zu können.
Denn die Machtkämpfe der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften, die zum großen Teil auf Kosten des Libanons ausgefochten wurden, sind heute noch die andauernden Rivalitäten in dieser Region. Wer weiß heute, dass der verstorbene Top-Terrorist, spätere Friedensnobelpreisträger und Staatschef Jassir Arafat einer Familie angehörte, die „seit Generationen der politischen Elite im Libanon angehörte, ohne die in Palästina nichts lief“?
Die Autorin hat selbst einen Teil ihres Lebens im Libanon verbracht und konnte viele einflussreiche Familien kennen lernen. Weniger überraschend liest der Leser dann zwischen den Zeilen eine Faszination für die Kultur und erkennt die Liebe, die sie mit dem Land verbindet.
(chl)